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17 für eine lebenswerte Zukunft geprägter als in der Politik. Das ist ein Grund zur Hoffnung. Ich plage mich, meinen Optimismus aufrechtzuerhalten. Was stimmt optimistisch? Rakos: Zukunftsforschende stellen immer wieder fest, dass langfristige Veränderungen meist in einem größeren Ausmaß stattfinden, als wir erwarten würden. Wenn man sich 30 Jahre zurückdenkt: Da gab es kaum Handys oder Internet. Was diese Entwicklungen seither für Transformationen zur Folge haben, erleben wir tagtäglich. Eine ähnlich starke Entwicklung brauchen wir am Energiesektor. Wir sind als Menschheit in eine Falle geraten, aus der wir nicht mehr so einfach herauskommen. Es wird sehr gravierende Auswirkungen geben. Die Frage ist: Wann hören wir auf mit den fossilen Energiequellen? Rechtzeitig die Notbremse zu ziehen, ist unsere Aufgabe. Weil mir das ein großes Anliegen ist, werde ich mit sehr viel Energie die World Bioenergy Association weiter als Vorsitzender leiten. Moderne Pelletanlagen verursachen kaum Emissionen. Was steckt dahinter? Rakos: Ein Riesenschritt zur Emissionssenkung erfolgte in den letzten fünf Jahren. Die Kernidee dabei ist, die Vergasung des Holzes von der Verbrennung zu trennen: Das Holz wird bei niedrigen Temperaturen mit wenig Luft in ein brennbares Gas verwandelt, dieses danach entzündet. Diese Trennung der beiden Vorgänge hat die Emission um den Faktor 10 gesenkt, sie ist jetzt nahe null. Etwa eine Handvoll Holzasche pro Jahr für ein Einfamilienhaus. Besser geht es aber immer, oder? Rakos: Natürlich. Holz beinhaltet, in sehr geringem Ausmaß, Stickstoff. Dieser wird bei der Verbrennung in Stickoxid verwandelt. Derzeit arbeitet man daran, diesen sehr geringen Stickoxid-Ausstoß weiter zu minimieren. Was wird eine Pelletheizung im Jahr 2050 können? Rakos: Nicht wesentlich mehr als die modernen Anlagen, die wir heute haben. Das System ist ziemlich ausoptimiert. Was sich verändern wird: Pelletheizungen werden künftig auch in großvolumigen, mehrgeschossigen Wohnanlagen und Gewerbebauten stark genutzt werden. Auch beim Heizungswechsel von bestehenden großvolumigen Häusern im städtischen Bereich? Rakos: Ja, beim Ausstieg aus Öl oder Gas können Pellets auch in Städten eine große Rolle spielen. Vor allem, wenn kein Fernwärmeanschluss in der Nähe ist. Große Luftwärmepumpen haben eine Geräuschproblematik, Tiefenbohrungen in der Stadt sind komplex. Da sind Pellets mit dem geringen Platzbedarf eine gute Alternative. In einem Raum mit fünf Metern kann man den Jahresbedarf eines mehrgeschossigen Wohnhauses unterbringen. Das eröffnet viel Potenzial. ✽ Wussten Sie, dass … ... Christian Rakos 2010 Gründungspräsident des Europäischen Pelletverbands (EPC) war? Bis dahin gab es in Europa uneinheitliche Pelletqualitäten und entsprechend unterschiedliche Erfahrungen. Der EPC etablierte auf europäischer Ebene einheitliche Qualitätsstandards. Dieses Gründungsprojekt erwies sich als großer Erfolg: Inzwischen sind 70 Prozent der Pellets in Europa ENplus®- zertifiziert, Produzenten in etwa 40 Ländern liefern einen einheitlichen Standard. Auch für den Austausch von Erfahrungen und Ideen ist der EPC von großer Bedeutung. Für die Erzeugung von Pellets fällt kein Baum. Pellets werden nämlich aus Hobelspänen, Sägespänen und Hackschnitzeln, Nebenprodukten der Sägeindustrie, hergestellt.

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